Haiku (jap. 俳句, dt. „lustiger Vers“) ist eine japanische Gedichtform. Traditionell besteht das Haiku aus drei Gruppen von jeweils 5, 7, 5 Silben (streng genommen japanische Moren), die manchmal zur Betonung dieser Form in drei getrennten Versen oder auch in einer Zeile, geteilt durch Zwischenräume, angeordnet werden. Gewöhnlich wird auf eine solche Teilung jedoch verzichtet.
Mit insgesamt 17 Silben ist das Haiku die kürzeste Gedichtform der Welt. Es beschreibt traditionell ein Bild aus der Natur und gibt (anhand sogenannter Jahreszeitenwörter, jap. Kigo) die Jahreszeit zu erkennen. Es gibt auch Kreise von Haiku-Dichtern, die eine freie Form, ohne die genannten Vorgaben, vertreten. Der Begründer des modernen Haiku als eigenständiger Form der Dichtung war Masaoka Shiki. Dieser war es auch, der den Begriff des Haiku prägte (gegenüber dem älteren Haikai oder Hokku).
Ein Haiku wird in einem Atemzug gelesen.
Japanische Haikus werden normalerweise in Hiragana geschrieben, d. h. in einer reinen Lautschrift ohne die Bedeutung spezifizierende Wortzeichen. Ein berühmter Haiku lautet beispielsweise:[6]
ひるからは hi ru ka ra ha
ちとかげもあリ chi to ka ge mo a ri
くものみね ku mo no mi ne
Außerdem werden Haikus im Japanischen in der Regel nicht in Zeilen gesetzt, so dass dieses Haiku schlicht so geschrieben wird:
ひるからはちとかげもあリくものみね
Aufgrund der hohen Zahl von Homonymen im Japanischen lässt sich dieses Gedicht auf zwei völlig unterschiedliche Weisen verstehen, die in einer im Folgenden demonstrierten Schreibung mit Kanji festgelegt wären, aber üblicherweise durch den Verzicht darauf bewusst offen gelassen werden:
1. Lesart
昼からは hiru kara ha Ab der Mittagszeit
ちと影も在り chito kage mo ari ist es etwas schattiger
雲の峰 kumo no mine ein Wolkenhimmel
2. Lesart
ヒル蚊ら蜂 hiru ka-ra hachi Blutegel, Moskitos, Bienen,
とかげも蟻 tokage mo ari Eidechsen, auch Ameisen,
蜘蛛蚤ね kumo nomi ne Spinnen und Flöhe, gell?
Der Reiz solcher Mehrdeutigkeiten lässt sich in anderen Sprachen als der japanischen natürlich nicht adäquat wiedergeben.